100 Jahre Volkstrauertag – Warum dieser Gedenktag immer noch wichtig ist

1919 schlug der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen Volkstrauertag als Gedenktag für die Gefallenen des Weltkriegs vor. Im Jahre 1922 fand im Berliner Reichstag die erste Gedenkstunde statt.

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde der Volkstrauertag zu Propagandazwecken missbraucht: Nicht mehr das Totengedenken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die Heldenverehrung im Sinne der NS-Ideologie. Die Herrschaft der Nationalsozialisten führte in die Katastrophe des 20. Jahrhunderts, den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust.

Seit 1950 findet jedes Jahr am Volkstrauertag eine zentrale Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag statt. In Leimen gibt es Gedenkveranstaltungen auf den Friedhöfen in Leimen-Mitte, St. Ilgen, Gauangelloch und Ochsenbach.

Die Generation der Weltkriegsüberlebenden wird mit den fortschreitenden Jahren immer dünner werden. Warum ist es dennoch wichtig, weiterhin einen Volkstrauertag abzuhalten? Eine Antwort dazu gab 2016 der damalige Bundespräsident Joachim Gauck:

„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz […].“

Der Volkstrauertag ist eine Mahnung an uns alle, für Frieden einzutreten. Das bleibt immer aktuell und wichtig, überall, auch bei uns in Leimen.

Alexander Hahn, FDP Leimen